AM99 – Brief an Walter Gropius
Toblach, Dienstag, 15. August 1911

15ten

Mein Walter

Ja – sonderbar muss Dir mein Gebahren [!] wohl – vorkommen. Bin ich mir doch selber ein Räthsel. – Jetzt zittere ich unter anderem, dass etwas passirtA sein möchte – und sorge mir den Kopf aus, was ich da wohl thun könnte. —

Schreibe Du mir immerfort – in Deiner lieben – lieben Weise[.] –

Zu guter Zeit bist Du gegangen. Ich war unten in Neu-ToblachB – mit RosésC beim Essen und sah Deinen Zug wegfahren. Ich fühlte, warum bin ich nicht dort statt hier u. hoffte einen Blick von Dir zu erfangen. Öd – war das Zusammensein – vereinsamt kam ich nach Hause. — Jetzt wechselt das Besuchen[.] – Gestern Vormittag war Emil Guttmann [!]D aus Mün-
←2017_1642.0096.3r→
chen da – der absolut die Aufführung des Liedes von der ErdeE für den 16ten Oct will. Er bat mich – beschwor mich. —

Morgen kommt er für den ganzen Tag und \wir/ verabreden alles Nöthige. – Zu gleicher Zeit waren 2 Musiker aus dem Wiener OpernorchesterF da – um mit mir zu musizieren – wir thaten es nach dem Weggang G.[utmann]s bis 2h[.] —

Nachmittags Spaziergang mit AryG u. einem andern Freund, der eingetroffen – abends alle da. Auch ein Maler HassmannH umzingelt mich – BurgI – seit Jahren – und jetzt mit der größten Intensität. —

Aber wie unangenehm ist so ein Werben, von Menschen, die man nicht liebt.

Liebe Du mich.

Alma